· 

grosser Soloflug

Zur Ausbildung gehört einen Alleinflug mit 2 Zwischenlandungen. Einer der Flugplätze darf ich noch nie angeflogen habe. Das Dreieck zwischen diesen Flugplätzen muss mindestens eine Distanz von 270 km ausweisen. Ich plane von Kägiswil nach Schupfart, dann nach Yverdon und wieder zurück nach Kägiswil. Es gibt viel vorzubereiten. Ich habe beide Flugplätze noch nie angeflogen. Zudem wird auf diese Distanz ein Auftanken nötig sein. Ich löse an diesem Donnerstag einen Ferientag ein. 

Pläne spinnen war an diesem Flugtag die Motivation
Pläne spinnen war an diesem Flugtag die Motivation

Herbstzeit bedeutet Bodennebel im Mittelland. Hoffentlich brennt die Sonne diesen schnell weg und ich kann genug früh starten. Ich will die beiden Zwischenlandungen noch vor dem Mittag absolviert haben. Es klappt perfekt. Bodennebel liegt bloss über der Reuss. Meine Flugroute in Richtung Olten ist frei. PPR in Schupfart erhalten ich und hebe ab. Über Olten will ich abkürzen auf die gesichtete Fluh hinzu. Doch ich fliege nach Plan. Zum Glück, denn das war nicht die Sissacherfluh, es war die Schauenburgerfluh. Ich finde auf Anhieb das Flugfeld auf dem Tafeljura. Über Funk werde ich informiert über RWY07 in use. Die Landung klappt perfekt. Rasch ein Kaffee runterschlürfen. Doch oha. Ich kann in Yverdon keine PPR Freigabe anfordern. Das Büro hat erst um 14:00 Uhr offen und den Tag zuvor war ich wegen viel Arbeit zu spät. Plan B, ALTN Lausanne kommt zum Zug. 

Webcam Schupfart
Webcam Schupfart

Starten des Motors funktioniert und ich hebe ab. Nach Flugplan klappt alles, die Freigabe zum Queren der CTR Bern auf Transit Nord in der gewünschten Höhe erhalte ich. Bis zum letzten, geplanten Wendepunkt läuft alles sehr gut. Doch nun heisst es gut navigieren, der Genfersee liegt vor mir, das Heading stimmt, die Autobahn sehe ich und folge ihr für den Einflug Sector East. Ich fädle mich im Funkverkehr ein. Doch wo ist nun das Spital? Es liegen viele Häuser unter mir, Lausanne ist eine grosse Stadt. Der Wald, hier in den Downwind, ah da ist ein Hochhaus, in die Base drehen. Doch plötzlich setzt sich ein Flugzeug mir im Final voll gefährlich nahe vor die Nase. Wegen Randwirbelgefahr entschliesse ich mich sofort für ein Durchstarten. Ich beobachte den Flieger nach dem Touch and Go, wie er wieder wegsteigen und am Funk empfange ich die die Meldung Outbound North. Alles passt zur Situation in meinem Blickfeld. Ich folge diesem nun mit mehr Abstand in der Platzrund und kann dann auch gut Landen. Orientierung auf dem Flugplatz, wo ist die Tankstelle. Auf diesem Rollweg ist ungewöhnlicherweise Bremsen statt Propellerkraft gefragt. Beim Tanken kommt ein Fluglehrer zu mir und entschuldigt sich bei mir für dass er sich mir vor die Nase gesetzt hat. Doch er wusste nicht, was ich wollte. Ich hätte mich per Funk nicht gemeldet. Oh je. Es stellt sich heraus, dass ich auf der Frequenz von Yverdon meine Meldungen absetzte. Nach dem Tanken geniesse ich einen Lunch.

über dem Greyerzersee
über dem Greyerzersee

Letzte Etappe steht bevor. Der Start funktioniert gut. Doch bei Bulle auf 5500 Fuss stelle ich fest, das in Richtung Jaunpass die Wolkenbasis nicht wie angekündigt bei 10'000 Fuss, sondern unter mir liegt. Improvisation ist gefragt. Plan C wird auf der Karte geschmiedet. Dem Greyerzersee folgen in Richtung Thun und dann über Interlaken und Brünig zur Homebase zurück. Über Plaffeien bestätigt das mir bekannte, auffällige Flussbett mein Navigationskönnen. Thun, Plan C wegstecken, es gibt schon richtig toll in die Höhe wachsende Wolken in Richtung Interlaken. Da hineinfliegen und dann wieder umdrehen zu müssen, NEIN Danke. Plan D, Über den Schallenberg wird sofort verworfen wegen wieder zu niedriger Wolkenbasis. Plan E, vor Konolfingen um die Wolken herum nach Langnau und dann über das Entlebuch nach Hause funktioniert. Im Luftraum von Emmen kann ich mich irgendwie dann Einschleusen in den regen Schulungsverkehr der Luftwaffe. CTR von Emmen gekreuzt, erhalte ich dann Einflugfreigabe und landen auf RWY03 vom Tower Alpnach.

bei Thun
bei Thun

Mann, war das eine Erfahrung. Es lief gar nicht nach Plan. Doch ich habe mich immer frühzeitig für eine Alternative entschlossen und habe mich nie unsicher gefühlt. Ich glaube, ich habe diesen Flugauftrag gut gemeistert. Bilanz: 4 Stunden 45 Minuten Airtime total. Zufrieden und entspannt versorge ich die Flugmaschine im Hangar.