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Guter Dinge soll Weile haben

Im Instagram immer wieder in Kontakt mit ATC von Lugano noch während der Ausbildung und immer versprochen, dass der Tag kommt und ich sie besuchen werde. Es ist der südlichst gelegene Flugplatz in der Schweiz.

Höhe gewinnen vor grandiosem Panorama
Höhe gewinnen vor grandiosem Panorama

Und der Sprung über den Alpenkamm in den Süden soll nicht über einen Pass oder die Jungfraujoch sein, wie sonst üblich. Nein, ich will zwischen Wetterhorn und Schreckhorn die Querung realisieren. Doch da wird für mich der Finger gehoben: "Nicht bei zu starkem West, es wird turbulent hinter dem Schreckhorn.", "Da ist ein Trainer vom Militär abgestürzt"

Kurs zum Lauteraarsattel
Kurs zum Lauteraarsattel

Der Plan war einen Tag später. Doch plötzlich entdecke ich kurz vor Mittag, der Flieger ist heute den ganzen Tag frei und für Morgen sind die Wetterbedingungen wieder schlechter.

Eigentlich sollte ich zum Ende meiner Gleitschirmferien im Berner Oberland die Campingausrüstung ordentlich putzen und wieder im Keller verstauen. Schnell stelle ich diese Arbeiten in den Hintergrund, checke das Wetter und buche den Flieger um. Die Wetterprognose meldet Wolkenbasis auf 10'000 Fuss, am Nachmittag ansteigend, das könnte passen. Ich stelle neben der Flugvorbereitung auch noch zwei Flugpläne zusammen. Und mit einem Sandwich zum Mittagessen geht es los auf den Flugplatz.

Dem Gletscher folgen
Dem Gletscher folgen

Der Start gelingt, ich bitte die Flugleitung meinen Flugplan zu aktivieren. Beim Aufruf dann zur Querung der CTR Meiringen komme ich ins Stutzen. Keine Antwort weder von einem Menschen noch vom Tonband. Ich vergewissere mich nochmals bei Alpnach, ob die CTR Meiring wirklich nicht aktiv ist. Mit Blindmeldungen fliege ich weiter.

Nufenenpass und Griessee
Nufenenpass und Griessee

Damit ich auch genug Höhe habe für eine sichere Überquerung des Lauteraarsattels, hole ich in Richtung Interlaken aus. Als der Höhenmesser dann auf 12'000 steht, biege ich links ab und halte Kurs auf die geringste Erhebung zwischen den beiden Gipfeln. Weit unter mir beobachte ich bei der First Gleitschirme. Ja ich spielt gerade noch dort unten in meinen Ferien im Aufwind.


Ich sehe bereits vor der Querung in den Süden, dort drüben scheint das Wetter labiler zu sein. Auch ist die Wolkenbasis nicht so hoch wie im Norden. Gleich nach der Querung stelle ich fest, dass es mit dem Weiterfliegen direkt zum Nufenenpass nicht klappt. Absinken und ein Umweg in Richtung Grimselsee ist notwendig. Am Siedelhorn sind keine Gleitschirme zu sehen. Also beschliesse ich dort Kurs zum Nufenenpass zu nehmen.

Am Nufenen halte ich Ausschau nach einer Lücke zwischen Topografie und Wolkenbasis. Nach der Passquerung gelingt mir dann auch der Sprung ins Maggiatal. Doch es gibt schon bedrohliche Wolken da. Ich überlege mir, ob wirklich den Zwischenhalt in Lugano durchziehen soll oder besser jetzt schon wieder zurückfliegen sollte.


Von Turm von Locarno erhalte ich die Berechtigung die Magadino auf 5000 Fuss zu queren. Über dem Monte Cenerie werde ich aufgefordert zu sinken und werde auf die Luftverkehrskontrolle von Lugano verwiesen.


Die erteilt mir sofort die Landeerlaubnis als erster im Direkteinflug auf Piste 19. Die Landung gelingt sehr gut und der Marshaller weist mich auf einen Grasparkplatz ein.

Zwischenstopp
Zwischenstopp

Einen langen Aufenthalt bei diesen Wetterkonditionen soll es nicht werden. Ich muss rasch meinen Flugplan zeitlich verschieben für den Rückflug. Kurz darauf hebe ich auf Piste 19 bereits wieder ab. Es gibt noch ein kleines Missverständnis, da ich angewiesen wurde die CTR über den Punkt Mezzo zu verlassen.


Vom Turm Locarno erhalte ich dann wieder die Freigsbe für den Transit Ost im Steigflug. Über Arbedo melde ich die Querung abgeschlossen zu haben auf 7000 Fuss. Uff, ich sollte den Gotthardpass queren. Da gilt die Sicherheithöhe von 10'000 Fuss. Doch ich bin jetzt auf der aktuellen Höhe schon neben den Wolken hoch gestiegen. Ich entschliedse mich weiter zu fliegen und erst vor Ort zu urteilen.


Ich habe bei Lodrino noch eine Gefahrenzone zu umfliegen und steige weiter in Richtung Gotthardpass.


Und es kommt so, wie ich erhofft hatte. Beim Gotthardpass ist die Wolkendecke tatsächlich angehoben und ich kann mit genügend Sicherheitsabstand wieder auf die Nordseite der Alpen hüpfen. Ein wenig schüttelt es noch dort über dem Wasserschloss. Doch dann im Urnertal wird es wieder ruhig.

Bei Arbedo schon deutlich über der Wolkenbasis
Bei Arbedo schon deutlich über der Wolkenbasis

Bei Altdorf melde ich mich bei der Luftverkehrsleitung Buochs für eine Querung nach Kägiswil an. Da höre ich eine mir bekannte Stimme am Funk. Mein guter Gleitschirmkollege lässt mich auf 4000 Fuss über den Flugplatz hinweg passieren. Das ist super. So bin ich auf der richtigen Höhe für den Einflugpunkt November für Kägiswil.


Als ich mich dann von Marc verabschiede und auf der Frequenz von Alpnach für den Einflug mich melde, werde ich aufgefordert wegen eines Helikopters auf 3000 Fuss abzusinken. Tja, Sicherheit kommt eben vor Lärmbelästigung der Anwohner.


Alles klappt gut und ich setze viel früher als geplant auf der Piste 03 der Homebase auf. Ich putze den Flieger und gib danach diesen im Reservationssystem frei, falls noch jemand spontan zu einem Sonnenuntergangsflug abheben will.

Vierwaldstättersee in Sicht
Vierwaldstättersee in Sicht